Linsenmeier, Josef
Mitglied der SPD. Mitglied einer Widerstandsgruppe in München. Verhaftung, Untersuchungshaft und Prozess 1934, Zuchthaus und KZ Dachau.
Der gelernte Glasmaler Josef Linsenmeier war SPD-Mitglied seit 1925. Zusammen mit Johann Fried und Josef Schober bildete er im Münchner Westen eine Widerstandsgruppe, um illegale Druckschriften der Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) zu verteilen, die sie seit Herbst 1933 von einer Regensburger Widerstandsgruppe erhielten. Sie gaben diese an ehemalige SPD-Mitglieder in ihrem Umkreis weiter und kassierten dafür auch geringe Beträge, die sie nach Regensburg weiterleiteten. Anfang Mai 1934 fuhren Fried und Linsenmeier in die Tschechoslowakei, wo sie mit Waldemar von Knoeringen vereinbarten, dass der Schriftenvertrieb über Fried direkt laufen solle. Dazu kam es nicht mehr, da nach der Regensburger auch die Münchner Gruppe verraten und verhaftet worden war.
Das Oberlandesgericht München verurteilte ihn im Oktober 1934 wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zur gewaltsamen Änderung der Verfassung durch Verbreitung von Druckschriften, die aus dem Ausland eingeführt waren, zu einem Jahr und zehn Monaten Zuchthaus abzüglich drei Monaten Untersuchungshaft sowie zu fünf Jahren Ehrverlust. Nachdem er die Strafe verbüßt hatte, wurde er von Juni 1936 bis Oktober 1938 im KZ Dachau in „Schutzhaft“ genommen. 1944 wurde er zu Arbeiten am Westwall zur Organisation Todt eingezogen.
Nach dem Krieg war er bei der Deutschen Bundesbahn beschäftigt.
Verfolgung
Hausdurchsuchung und Verhaftung am 30.05.1934 1, 4
durch die BPP, Beschlagnahme von Druckschriften
Polizeiarrest/-haft 1
Haftort unbekannt vom 30.05.1934 bis 12.06.1934
Untersuchungshaft 1
Gefängnis München-Am Neudeck vom 12.06.1934 bis 18.10.1934
Prozess
Oberlandesgericht München
Anklage: Verdacht auf Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zur gewaltsamen Änderung der Verfassung, hier: Verbreitung von Druckschriften und deren Einführung aus dem Ausland
Urteil vom 18.10.1934: Vorbereitung zum Hochverrat und fortgesetzte, in Mittäterschaft begangene Verbrechen
Urteilsbegründung: Die Verhandlung war nichtöffentlich "wg. Gefährdung der öffentl. Ordnung, insbesondere der Staatssicherung." [1]
Strafmaß: Zuchthaus 1 Jahr, 10 Monate
unter Anrechnung von 3 Monaten Untersuchungshaft
Ehrverlust 5 Jahre
Strafhaft 1, 3, 4, 5
Zuchthaus Straubing vom 24.10.1934 bis 29.09.1935
Zuchthaus Amberg vom 30.09.1935 bis 18.05.1936
Schutzhaft 3, 4, 6
Unabhängig von der Strafverbüßung, mit der das Gerichtsverfahren endete, wurde Linsenmeier in Schutzhaft genommen.
KZ Dachau vom 10.06.1936 bis 18.10.1938
Häftlingsnummer 9673
Dienstverpflichtung 1944 3, 4
in der Organisation Todt am Westwall
Weitere Daten
Schadenskategorie
- Schaden an Freiheit
Quellenverweis
StAM, GenStanw
Staatsarchiv München, Generalstaatsanwaltschaft
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
KVR, Auskunft
Kreisverwaltungsreferat der Stadt München: Auskunft vom 16.06.2010
- Quellenart: Auskünfte
- Status: Auskünfte
BayHStA, Stk
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Staatskanzlei
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Gerstenberg, Freiheit
Gerstenberg, Günther: Freiheit! Sozialdemokratischer Selbstschutz im München der zwanziger und frühen dreißiger Jahre Bd. 1-2. Andechs 1997
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank
KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
BArch, NJ
Bundesarchiv Berlin, Nationalsozialistische Justiz
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Mehringer, Sozialdemokratie
Mehringer, Hartmut: Die Bayerische Sozialdemokratie bis zum Ende des NS-Regimes. Vorgeschichte, Verfolgung und Widerstand. In: Broszat, Martin/Mehringer, Hartmut (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit Bd. 5. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. München/Wien 1983, S. 287 ? 432
- Quellenart: Sammelwerke
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur