Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Rechte: Rechteinhaber_in nicht ermittelbar

Quelle: Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V.

Frieb, Paula, geb. Lettenbaur

Geboren:

* 22.11.1871 in Deggendorf 1, 2

Gestorben:

+ 14.12.1945 in Dießen am Ammersee

Anschrift:

München, Schellingstr. 78 (1942) 1

Beruf:

Frieb, Paula, geb. Lettenbaur

Mutter von Hermann Frieb, Unterstützerin der „Revolutionären Sozialisten“. Verhaftung 1942. Von amerikanischen Truppen 1945 aus dem Zuchthaus Aichach befreit.

Paula Frieb, geb. Lettenbaur, unterstützte die Münchner Gruppe der "Revolutionären Sozialisten", deren Leiter ihr Sohn Hermann Frieb war. Sie wurde drei Monate nach der Verhaftung ihres Sohnes am 15.5.1942 von der Gestapo in Polizeihaft genommen, war vom 6.6. bis zum 17.11.1942 im Gefängnis München, Stadelheim und saß danach in München-Neudeck und in Innsbruck bis 27.5.1943 in Untersuchungshaft. Am 22.3.1943 wurde vor dem Volksgerichtshof Berlin Anklage gegen sie, ihren Sohn Hermann und die Augsburger „Revolutionären Sozialisten“ Josef Wager und Xaver Sailer erhoben. Verhandlungsort war Innsbruck. Die Anklage gegen sie lautete auf Verdacht der Vorbereitung zum Hochverrat. Sie habe ihr Landhaus in Fischen am Ammersee zu illegalen Besprechungen der Funktionäre der „Revolutionären Sozialisten“ zur Verfügung gestellt, Funktionäre in ihrer Wohnung in München beherbergt, Waffen weitergeleitet, an ihren Sohn Briefe staatsfeindlichen und zersetzenden Inhalts geschrieben, ausländische Sender abgehört und ihm die Nachrichten mitgeteilt, sowie bei der Übermittlung geheimer militärischer Nachrichten mitgewirkt. Im Zusammenhang mit der Frühjahrsoffensive 1942 habe sie an ihren Sohn geschrieben:

"Da müssen die Rebellen sich beeilen, diesem Irrsinn zuvorzukommen" (Zarusky/Mehringer 1994, Fiche 0550). Das Urteil vom 27.05.1943 lautete: Zwölf Jahre Zuchthaus unter Anrechnung von einem Jahr Untersuchungshaft und Ehrverlust zwölf Jahre. Aus dem Frauenzuchthaus Aichach wurde sie von amerikanischen Truppen im Mai 1945 befreit und starb wenige Monate später.

Verfolgung

Verhaftung durch die Gestapo am 15.05.1942 2
Polizeiarrest/-haft 2
Haftort unbekannt vom 15.05.1942 bis 06.06.1942
Gefängnis München-Stadelheim vom 06.06.1942 bis 17.11.1942
Untersuchungshaft 2, 3
Gefängnis München-Am Neudeck vom 17.11.1942 bis 05.05.1943
Gefängnis Innsbruck vom 05.05.1943 bis 27.05.1943
Prozess
Volksgerichtshof Berlin, Tagungsort Innsbruck,
Anklage vom 22.03.1943: Verdacht der Vorbereitung zum Hochverrat
Sie habe - ihr Landhaus in Fischen am Ammersee zu illegalen Besprechungen der Funktionäre der „Revolutionären Sozialisten“ zur Verfügung gestellt,- Funktionäre in ihrer Wohnung in München beherbergt,- Waffen weitergeleitet,- an ihren Sohn Briefe staatsfeindlichen und zersetzenden Inhalts geschrieben,- ausländische Sender abgehört und ihm die Nachrichten mitgeteilt,- bei der Übermittlung geheimer militärischer Nachrichten mitgewirkt.Im Zusammenhang mit der Frühjahrsoffensive 1942 habe sie an ihren Sohn geschrieben: "Da müssen die Rebellen sich beeilen, diesem Irrsinn zuvorzukommen" [2]
Urteil vom 27.05.1943: Vorbereitung zum Hochverrat
Strafmaß: Zuchthaus 12 Jahre
unter Anrechnung von 1 Jahr Untersuchungshaft
Ehrverlust 12 Jahre
Strafhaft 2, 3
Gefängnis Innsbruck vom 27.05.1943 bis 30.06.1943
Frauenzuchthaus Aichach vom 30.06.1943 bis Mai 1945
Sie wurde von amerikanischen Truppen aus dem Frauenzuchthaus Aichach befreit und starb wenige Monate danach.

Weitere Daten

Schadenskategorie
  • Schaden an Freiheit
Ehrung

Gedenktafel München (Stadtbezirk: Maxvorstadt)
am ehemaligen Wohnhaus von Hermann und Paula Frieb in München Schellingstr. 78

Quellenverweis

StAM, JVA München

Staatsarchiv München, Justizvollzugsanstalt München

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

Mehringer, Widerstand

Mehringer, Hartmut: Widerstand und Emigration. Das NS-Regime und seine Gegner. München 1997

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Zarusky/Mehringer, Widerstand

Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als "Hochverrat" 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Mikrofiche-Edition und Erschließungsband. München 1994, 1998

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Bretschneider, Widerstand

Bretschneider, Heike: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München 1933-1945. Miscellanea Bavarica Monacensia Bd. 4. München 1968

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur