Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Kulzer, Anton

Geboren:

* 04.08.1915 in München 4, 5

Gestorben:

+ 07.02.1993 in München

Anschrift:

München, Landsberger Str. 68 (1942) 2

Beruf:

Kaufmännischer Angestellter 2
Sachbearbeiter 4

Kulzer, Anton

Mitglied der Widerstandsgruppe „Internationaler Sozialistischer Kampfbund“ (ISK). Verhaftung 1938, Untersuchungshaft und Prozess 1938/39. Zuchthaus und Strafgefangenenlager VII Esterwegen, Emsland bis 1941. Strafbataillon 999.

Der gelernte Kaufmann Anton Kulzer war 1935 in den ISK aufgenommen worden und beteiligte sich an dessen Widerstandsarbeit in München. Er berichtete hierüber nach dem Ende des Krieges: „Ende 1935 haben wir eine Aktion gemacht, […] da sind wir mit einer Malerrolle und einer Schablone losgezogen, das war ein Galgen, an dem ein Hakenkreuz drangehängt ist, das war damals ein bekanntes Zeichen für die Gegner der Nazis“ (Asgodom, S. 139). Bei Entdeckung der Münchner ISK-Gruppe Mitte 1938 wurde auch Kulzer von der Gestapo verhaftet. Da er bereits zum Wehrdienst eingezogen war, wurde er vom Reichskriegsgericht Berlin am 22.8.1939 wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens verurteilt zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus (abzüglich einem Jahr Untersuchungshaft) und zu Ehrverlust von zwei Jahren und sechs Monaten. Die längste Strafzeit verbüßte er im Strafgefangenenlager VII Esterwegen im Emsland. 1943 wurde er für vier Monate zur Bewährungseinheit 999 eingezogen, einem Strafbataillon für Soldaten, denen die „Wehrwürdigkeit“ aberkannt worden war, u.a. wegen politischer Straftaten. Danach war er bis Kriegsende in der Organisation Todt bei Bunkerbau und Gleisarbeiten eingesetzt. Von 1949 an war er als Sachbearbeiter beim Landesentschädigungsamt München beschäftigt.

Werdegang in der SPD nach 1945

SPD 2
Vorsitzender OV München - Schwabing/West von 1952 bis 1967

Verfolgung

Verhaftung am 05.08.1938 durch die Gestapo 2
Schutzhaft 2, 3
Gefängnis der Gestapo im Wittelsbacher Palais, München vom 05.08.1938 bis 18.08.1938
Untersuchungshaft vom 18.08.1938 bis 23.08.1939 2
davon 7 Monate in der Wehrmachts-Arrestanstalt München, Leonrodstraße (er war 1937 zur Wehrmacht eingezogen worden) und 5 Monate in einem Gefängnis in Berlin
Prozess
Reichskriegsgericht Berlin
Anklage: Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
Urteil vom 22.08.1939
Strafmaß: Zuchthaus 2 Jahre, 6 Monate
abzüglich 1 Jahr U-Haft
Ehrverlust 2 Jahre, 6 Monate
Strafhaft 2
Zuchthaus Luckau, Niederlausitz
3 Monate
Strafgefangenenlager VII Esterwegen, Emsland bis 22.02.1941
Nach drei Monaten Haft im Zuchthaus Luckau/Niederlausitz kam er in das Strafgefangenenlager VII Esterwegen/Emsland. Am 22.02.1941 wurde er aus dem Gefangenenlager entlassen.
Meldepflicht ab Februar 1941
nach der Entlassung aus dem Strafgefangenenlager
Bewährungseinheit 999 von Juni 1943 bis September 1943 2, 6
Organisation Todt ab Oktober 1943 bis Kriegsende 6
Einsatz im Sonderkommando der Organisation Todt zu Bunkerbau und Gleisbauarbeiten

Weitere Daten

Schadenskategorie
  • Schaden an Freiheit
Quellenverweis

Mehringer, Widerstand

Mehringer, Hartmut: Widerstand und Emigration. Das NS-Regime und seine Gegner. München 1997

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Zarusky/Mehringer, Widerstand

Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als "Hochverrat" 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Mikrofiche-Edition und Erschließungsband. München 1994, 1998

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Asgodom, Maul

Asgodom, Sabine (Hrsg.): "Halt´s Maul - sonst kommst nach Dachau!" Frauen und Männer aus der Arbeiterbewegung berichten über Widerstand und Verfolgung unter dem Nationalsozialismus. Köln 1983

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Nerdinger, Ort

Nerdinger, Winfried (Hrsg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München. Salzburg/München 2006

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Hertkorn, ISK

Hertkorn, Anne-Barb: Die Münchner ISK-Gruppe

  • Quellenart: Internet-Veröffentlichungen
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

KVR, Auskunft

Kreisverwaltungsreferat der Stadt München: Auskunft vom 16.06.2010

  • Quellenart: Auskünfte
  • Status: Auskünfte

Kulturladen, Widerstand

Kulturladen Westend (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung im Münchner Westend 1933 - 1945. Ein Stadtteilführer. München 1997

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur