Eisner, Kurt Hans jun.
Geboren als Sohn des späteren Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, der am 21. Februar 1919 von dem völkisch-nationalistischen Leutnant Graf Arco auf dem Weg in den Landtag erschossen wurde, wuchs Hans Kurt Eisner Junior in Nürnberg auf. Sein Vater war als Redakteur bei der sozialdemokratischen "Fränkischen Tagespost". Er engagierte sich sehr stark in der Sozialistischen Arbeiterjugend und prägte diese mitentscheidend in den ersten Jahren nach dem 1.Weltkrieg.
Von Beruf Fotograf und Werbegestalter, zog er 1925 als Abteilungsleiter Film- und Lichtbilderdienst des "Reichsausschusses für sozialistische Bildung" nach Berlin. Später hatte er selbständig ein Atelier für Werbefotografie und Film und arbeitete auch für das SPD-Zentralorgan "Vorwärts". Bei der Durchsuchung der Redaktionsräume des Vorwärts im März 1933 wurde er verhaftet und befand sich bis 1936 in den Zuchthäusern Spandau und Brandenburg-Görden sowie in den Konzentrationslagern Lichtenburg und Esterwegen. Von September 1936 bis Februar 1937 war er im Konzentrationslager Sachsenhausen und dann bis September 1938 in Dachau inhaftiert, von wo aus sein Leidensweg nach Buchenwald führte.
Als "politischer Jude" wurde er zur Arbeit im Steinbruch, beim Bau und in der Tischlerei gezwungen. Ernst Walz, Häftling Nr. 4905, der ihn aus der SAJ-Zeit in Nürnberg kannte, berichtet: Am 26.8.1942 fand ein SS Mann in der Baubude, in der Hans Kurt Eisner gerade Waschwasser wärmte, Toilettenseife, die vermutlich einem "Kapo" gehörte. Bei der Vernehmung in der Lagerkommandantur erkannte man, dass er der Sohn des 1919 ermordeten Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner war, brachte ihn ins Häftlingsrevier, wo ihn der SS-Arzt Waldemar Hoven mit einer Injektion ins Herz ermordete. Dies spielte sich nach 9 Jahren Haft innerhalb einer Stunde ab.
Seine Mutter Elisabeth Eisner, keine Jüdin, wird aus Nürnberg ausgewiesen und flüchtet mit ihrer Tochter Eva über Berlin, Prag nach London. Kurz vor ihrer Rückkehr 1947 verstirbt sie. Ihr Sohn Reinhard, von Nürnberg nach Berlin verwiesen, erhält am 29.August 1942 aus dem KZ die Nachricht, dass sein Bruder an Herzversagen verstorben sei.
Politischer Werdegang und Funktion in der SPD
SPD 1
Verfolgung
Verhaftung in Berlin im März 1933 1
bei der Durchsuchung der Redaktionsräume des "Vorwärts" wegen angeblichen Fotografierens
Haft 1
Zuchthaus Spandau 1
Zuchthaus Brandenburg-Görden bis 1936 1
KZ Lichtenburg 1
KZ Esterwegen 1
KZ Oranienburg-Sachsenhausen von September 1936 bis Februar 1937 1
KZ Dachau bis September 1938 1
Block 4, Stube 9
KZ Buchenwald 1
Häftlingsnummer 7992 Block 29Häftlingsnummer 2737 Block 21 und Block 28
Ermordung durch Spritze (off. Version "Herzschwäche") am 26.08.1942 1
Der Tod von Kurt Eisner juniorim Konzentrationslager BuchenwaldKurt Eisner kam 1938 nach Buchenwald. Er arbeitete dort in einem Baukommando, zuletzt als angelernter Maurer.Es muss meiner Erinnerung nach im Sommer 1943 gewesen sein, als er sich gegen 16 Uhr nachmittags in der Baubude seines Arbeitskommandos damit beschäftigte, im Auftrag des Häftlings-Kapos Waschwasser zu erwärmen. Da erschien in der Baubude ein SS-Mann und durchsuchte den Raum. Er entdeckte einige Stücke guter Toilettenseife, diesich vermutlich der Kapo "organisiert" hatte. Dieser Besitz war bei Häftlingen streng verboten.Eisner wurde daraufhin vom SS-Mann zum Tor in die Schreibstube der Lagerkommandantur gebracht. Dort durfte er anhand der Akten als Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner identifiziert worden sein.Dann wurde Eisner ins Häftlings-Revier (Krankenbau) gebracht. Dort wurde er mittels einer Spritze getötet. Dieser schauerliche Vorgang spielte sich innerhalb einer Stunde ab und war am Abend desselben Tages unter den politischen Häftlingen, die aus Bayern stammten und wussten wer Kurt Eisner war, "Tagesgespräch".Ernst Walzvom Juni 1938 bis zur Befreiung durch die Amerikaner im April 1945 politischer Häftling Nr. 4905 in Buchenwald.
Weitere Daten
Schadenskategorie
- Schaden an Freiheit
- Schaden am Leben