Buisson, Wilhelm
Leiter der Auergarde und Vorstand des Reichsbanners in München. Unterstützer der Sopade, Widerstandskämpfer. 1940 Prozess wegen Landesverrats, Todesurteil, in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Buisson kam 1913 zum Pharmazie-Studium nach München. 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Nach Kriegsende setzte er sein Studium fort, das er 1920 abschloss. Damals trat er der SPD bei. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Münchner Apotheken, bis er 1924, unterstützt von Erhard Auer, ein Nährmittelgeschäft eröffnete.
In der nach den Attentaten auf Kurt Eisner und Erhard Auer gebildeten Auergarde, einer Schutzorganisation für SPD-Versammlungen, war er von 1921 bis 1924 technischer und militärischer Leiter, nach Überführung der Garde in das Reichsbanner war er im Vorstand von dessen Münchner Ortsverein.
Am 9.3.1933 organisierte Buisson die Verteidigung des Gewerkschaftshauses gegen die SA, die er schließlich gegen freien Abzug einstellte. Da er Gefahr lief, verhaftet zu werden, floh er im Juni 1933 in die Tschechoslowakei, wo ihn die Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) beauftragte, politische Emigranten zu überprüfen. In Grenznähe versuchte er vergeblich, für die Sopade einen Schwarzsender zu errichten. Er entschied sich zu aktivem Widerstand in Deutschland und plante u.a. ein Attentat auf Hitler in der Nähe Münchens. Buisson hielt sich im März 1938 in Linz auf, um deutsche Truppenbewegungen zu beobachten. Dort verhaftete ihn die Gestapo, nachdem bei ihm belastendes Material entdeckt worden war. Da er mit gefälschtem Pass reiste, entdeckten die Nationalsozialisten seine wahre Identität erst im August in der Haft. Er kam am 11.8.1938 nach München-Stadelheim in Untersuchungshaft. Am 27.4.1940 wurde Buisson wegen Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tod und Ehrverlust auf Lebenszeit verurteilt. Am selben Tag erfolgte die Überstellung in das Gefängnis Berlin-Plötzensee, wo Buisson am 6. September 1940 hingerichtet wurde.
Politischer Werdegang und Funktion in der SPD
SPD 1
Verfolgung
Flucht 7
nach Neuern im März 1933 später nach Prag/Tschechien
In der Tschechoslowakei beauftragte ihn die Sopade politische Emigranten zu überprüfen. In Grenznähe versuchte er vergeblich, für die Sopade einen Schwarzsender zu errichten. Er entschied sich zu aktivem Widerstand in Deutschland und plante u.a. ein Attentat auf Hitler in der Nähe Münchens.
Verhaftung am 14.03.1938 3, 7
Er hielt sich im März 1938 in Linz auf zur Beobachtung der deutschen Truppenbewegungen und wurde dort im Hauptbahnhof von der Gestapo verhaftet, nachdem bei einer Taschendurchsuchung belastendes Material entdeckt worden war.
Justizanstalt Linz vom 14.03.1938 bis 27.08.1938
Da Buisson mit einem gefälschten Pass reiste, wurde seine Identität erst Mitte August 1938 während der Haft entdeckt. Danach wurde er von Linz nach München überstellt.
Untersuchungshaft 3, 5, 6, 7
Gefängnis München-Stadelheim vom 27.08.1938 bis 27.04.1940
Prozess
Volksgerichtshof Berlin, Tagungsort München
Anklage vom 31.12.1939
Aus der Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof:"Er war als aktiver Sozialdemokrat bekannt, der vor tätlichen Auseinandersetzungen mit seinem politischen Gegner nicht zurückschreckte. Noch am 9. März 1933 verteidigte er als Reichsbanner-Führer das Münchener Gewerkschaftshaus gegen die SA." [3]Die Tatvorwürfe im Einzelnen: -- Verabredung zur Tötung des Führers und Reichskanzlers, -- mit Gewalt die Verfassung des Reichs zu ändern, -- einen organisatorischen Zusammenhalt herzustellen zur Vorbereitung des Hochverrats, -- die Beeinflussung der Massen durch Verbreitung von Schriften, -- die Taten im Ausland zu begehen -- die Ausführung des Verbrechens durch Anwendung von Sprengstoff
Urteil vom 27.04.1940: Landesverrat und Vorbereitung zum Hochverrat
Strafmaß: Todesurteil
und
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebensdauer
Strafhaft 2, 3, 5, 7
Nach dem Urteil wurde Buisson in das Gefängnis Berlin-Plötzensee überstellt.
Gefängnis Berlin-Plötzensee vom 27.04.1940 bis 06.09.1940
Hinrichtung im Gefängnis Berlin-Plötzensee am 06.09.1940 8
Weitere Daten
Schadenskategorie
- Schaden an Freiheit
- Schaden am beruflichen Fortkommen und Eigentum
- Schaden am Leben
Quellenverweis
Mehringer, Sozialdemokratie
Mehringer, Hartmut: Die Bayerische Sozialdemokratie bis zum Ende des NS-Regimes. Vorgeschichte, Verfolgung und Widerstand. In: Broszat, Martin/Mehringer, Hartmut (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit Bd. 5. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. München/Wien 1983, S. 287 ? 432
- Quellenart: Sammelwerke
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
StAM, JVA München
Staatsarchiv München, Justizvollzugsanstalt München
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Mehringer, Widerstand
Mehringer, Hartmut: Widerstand und Emigration. Das NS-Regime und seine Gegner. München 1997
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
Zarusky/Mehringer, Widerstand
Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als "Hochverrat" 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Mikrofiche-Edition und Erschließungsband. München 1994, 1998
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
StAM, Gestapo
Staatsarchiv München, Geheime Staatspolizei
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Detjen, Staatsfeind
Detjen, Marion: Zum Staatsfeind ernannt. Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München. München 1998
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
BayHStA, LEA
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Auskunft
Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Auskunft über Wilhelm Buisson vom 02.05.2008
- Quellenart: Auskünfte
- Status: Auskünfte