Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Bezug zur Gegenwart

Die Revolution von 1918/19 – Lehren für die Gegenwart und die Zukunft?

Die Bundesrepublik Deutschland versteht sich als eine parlamentarische Demokratie und als ein sozialer Rechtsstaat. Diese beiden tragenden Elemente unseres heutigen Staatswesens wurden, zumindest ansatzweise, durch die Revolution von 1918/19 (endlich) in die deutsche Geschichte eingebracht. Die Träger dieser Revolution waren vor allem Sozialdemokraten. Das ist Grund für die Sozialdemokratische Partei, stolz auf ihre vergangenen Leistungen zu sein. Auf der Basis ihres Handelns ruht gegenwärtig das System der parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik und das offensichtlich sehr stabil.

Tatsache ist aber auch, dass die Weimarer Republik, das Produkt dieser Revolution, nur wenige Jahre bestand hatte, dass die Verfassung in der Realität mehr und mehr ausgehöhlt, die Zugeständnisse an den Sozialstaat auch von der Sozialdemokratie immer weiter zurückgenommen wurden. Kurzum: Der Gedanke an Demokratie und Sozialstaat besaß in den 1920er Jahren (noch) nicht genügend Anhänger, um den großen Krisen zu Beginn der 1930er Jahre zu trotzen, trotz allen sozialdemokratischen Engagements. So wäre also zu fragen: Hätte nicht eine beherztere Durchsetzung sozialistischer Ideen in den Jahren 1918 bis 1920 den Nationalsozialismus (vielleicht?) verhindern können? Haben die, heute bewunderten Vorsitzenden der Partei, genannt sei nur Friedrich Ebert, in den entscheidenden Situationen der Jahre 1918/19 vielleicht versagt, ihre Handlungsspielräume nicht ausgenutzt? Und auf die Partei bezogen: Ist die SPD nicht in Bürokratie und Disziplin „erstickt“ gewesen um beherzt neue Schritte zugehen? Hat sie sich dem „Neuen“ verweigert?

Auf die Gegenwart gewendet und für die Zukunft bedeutet das: Erkennt die Sozialdemokratie heute unvoreingenommener und offener (und vor allem rechtzeitig) neue Probleme? Erkennt sie ihre Handlungsspielräume und nutzt sie diese konsequent im Sinne ihrer Zielsetzungen aus? Ist sie weiterhin und unbeirrt die überzeugendste Vertretung der parlamentarischen Demokratie und des Sozialstaates? Und bezogen auf den Umgang mit linken Konkurrenzparteien: Wie setzt sie sich heute mit den Parteien links von sich auseinander? Wie verhält sie sich zum Problem des Machtgewinns und des Umgangs mit der Macht in einer Linkskooperation?

Die Frage ist also: Wie weit ist die Partei in der Lage, aus ihrer Geschichte zu lernen und aus möglichen Fehlern Konsequenzen zu ziehen? Was kann sie unternehmen, um solche Chancen wie 1918/19 nicht noch einmal nicht voll auszunutzen? Wie kann sie Gestaltungsmöglichkeiten anders nutzen? Kurzum: Ist heute Vieles anders als 1918?

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