Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Überblick

Themenschwerpunkte, methodisch-didaktische Überlegungen

Die Sequenz "Die Revolution von 1918/19" beschäftigt sich mit Kriegsende, Revolution und Gründung der Weimarer Republik speziell aus deutscher, und hier in besonderem Maße aus sozialdemokratischer Perspektive (MSPD, USPD, Spartakusbund). Im Mittelpunkt steht die Problematik, wie es zu dieser Revolution kam, welche Ziele damit verbunden waren, welche Kräfte in Deutschland auf sie hinwirkten, welche Zielsetzungen die verschiedenen sozialistischen Parteien besaßen und welche Kräfte diese Revolution zu verhindern suchten. In welchem Maße gelang es der Sozialdemokratie, das wilhelminische Reich zu revolutionieren oder aber gelangen nur eher kosmetische Reformen? Zu fragen ist auch, wie das "Ergebnis" der Revolution aus heutiger Perspektive beurteilt wird.

Methodisch-didaktisch können in diesem Kontext eine Reihe verschiedener Kompetenzen erworben und eingeübt werden: Methoden- und Deutungskompetenz, Reflexionsfähigkeit, Fähigkeit zur Konstruktion und Dekonstruktion sowie Urteilskompetenz. Darüber hinaus - und damit verbunden - kann der Erwerb von "Sachwissen" im Zusammenhang mit einem problemorientierten Zugang zum Thema "Die Revolution von 1918/19" - einem welthistorisch, aber auch für die deutsche Geschichte und die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie ganz bedeutendem Ereignis - gefördert werden. Gerade bei der Diskussion um die Revolution, ihre Chancen aber auch ihre Begrenzungen und bei der Analyse des Verhaltens der verschiedenen sozialistischen Parteien (MSPD, USPD, Spartakusbund) kann, und das ist ein weiteres Anliegen, der Konstruktionscharakter von Geschichte besonders überzeugend deutlich gemacht werden.

Aufbau

Die Sequenz untersucht, wie es zur Revolution kam - und was eine Revolution eigentlich ist. Gab es eine revolutionäre Situation? Wer wollte diese Revolution? Wer versuchte die Revolution zu verhindern und welche Rolle spielten vor allem die verschiedenen Flügel der Sozialisten? Wie ist das Verhältnis von Parteibasis und Parteiführung in dieser Frage zu beurteilen? Wie war das Verhältnis der Parteien zu den Räten? Hätte eine von Räten dominierte Revolution eine Chance gehabt? Und wenn ja, welche? Gab es überhaupt Alternativen zu der von der MSPD eingeschlagenen Politik? Und wenn ja, welche? Welche Flügel standen einander gegenüber? War es notwendig, dass sie sich gegenseitig entfremdeten? Und aus welchen Gründen geschah das? Welche Alternativen boten sich für die Revolutionäre an? Und: Was wurde erreicht - und was hätte vielleicht noch erreicht werden können?

Zugleich versucht der Beitrag auch, den Bezug zur Gegenwart herzustellen. Zum einen geschieht das durch die Darstellung und Erinnerung der Revolution in deutschen Schulbüchern (DDR; BR Deutschland) und zum anderen, in dem gefragt wird, wie - unter der historischen Perspektive der Revolution - die gegenwärtige Situation in der Bundesrepublik zu beurteilen ist. Welche Elemente der Revolution haben sich bis heute bewährt? Welche nicht? Was wurde aus der Revolution für die Gegenwart gelernt? Vor allem aber: Ist die heutige Sozialdemokratie nach wie vor der entscheidende Träger der Demokratie oder aber haben sich die Verhältnisse gegenüber der Situation von Weimar entscheidend verändert? Zudem wäre aus heutiger (Partei) Perspektive auch zu fragen: Kann die SPD auf ihre Rolle im Jahre 1918 und ihre handelnden Repräsentanten stolz sein?

Gliederung

Die Sequenz führt in einem ersten Schritt in die allgemeine Problematik der Situation Deutschlands Ende des Jahres 1918 ein. Sie analysiert was eine Revolution ist, untersucht ob eine revolutionäre Situation vorhanden war und geht auf die Frage ein, wie die Entwicklung verlief - und ob sie nicht auch anders hätte verlaufen können. Dabei bezieht sie die Diskussion über die Frage "parlamentarische Demokratie - versus - "Räterepublik" oder "dritter Weg" in ihre Überlegungen ausdrücklich (mit) ein.

Darauf aufbauend stehen zwei zentrale Quellen im Mittelpunkt, an denen die Gesamtproblematik der Revolution und die Probleme, vor denen die Revolutionäre standen, paradigmatisch erarbeitet werden kann: Zum einen ist dies die Zentrale Arbeitsgemeinschaft (ZAG), das "Stinnes-Legien-Abkommen" vom 15. November 1918, also die Kollektivvereinbarung zwischen Gewerkschaften und Unternehmern, als Paradigma für einen eher reformorientierten Kurs innerhalb der Sozialisten, zum anderen eine Rede des bayerischen Revolutionärs Kurt Eisner vor dem Münchner Arbeiterrat am 5. Dezember 1918, in der eine eher "linke" Konzeption der Revolution im Mittelpunkt steht und Aspekte eröffnet, welche möglichen Chancen eine weitergeführte Revolution besessen hätte.

Diese beiden Quellen schließen die Gesamtproblematik sehr gut auf und können die Diskussion auf den drei Feldern aufschließen: "Wer wollte in Deutschland eine Reform?" "Wer erstrebte eine strukturelle Revolution an? Und wie hätte eine Regierungsform aussehen können, die zwischen Räten und parlamentarischer Demokratie changierte"?

Zugleich kann in diesem Kontext auch die Fähigkeit erworben werden, gezielte Geschichtspolitik zu erkennen und gültige Masternarrative kritisch zu befragen. Dies gilt in besonderem Maße für die historische Bewertung Kurt Eisners. Zugleich befähigt eine solche Auseinandersetzung, sich kritisch mit unserem gegenwärtigen politischen System auseinanderzusetzen - oder auch nicht. In jedem Fall aber macht die Arbeit mit den beiden Quellen ein eigenständiges analysieren (von historischen Quellen) möglich und fördert die Fähigkeit, sich ein begründetes, eigenes Urteil erarbeiten zu können.

Eingebettet werden diese beiden Quellen in eine Fülle weiterer Materialien, die dem Nutzer helfen sollen, sich in die Problematiken umfassend einzuarbeiten - und verschiedene Facetten zu berücksichtigen. Ziel ist es, damit das eigene Urteil noch stärker fundieren zu können. Gerade die - verschiedene - Darstellung der Problematik in den Schulbüchern kann zudem erkennen lassen, wie Geschichte tradiert und verschieden gedeutet wird. Insofern kann die Fähigkeit gefördert werden, (staatliche) Geschichtspolitik zu erkennen und kritisch zu beurteilen.

Auf diese Weise wird die generelle Leistung von historischer Analyse, nämlich die Vergangenheit zu analysieren, diese Ergebnisse für die Gegenwart zu nutzen und sie (möglicher Weise) als Basis für Entscheidungen in der Zukunft zu berücksichtigen, einsichtig gemacht.

Materialien

Texte, Quellen, Handreichungen für Lernende und Lehrende stehen im Mittelpunkt. Der engere Umfang der Sequenz von etwa 20-25 Seiten ist auf interessierte Nutzer_innen abgestimmt und berücksichtigt das Verhalten der Nutzer_innen im Internet. Es kann aber durch weitere "Links" überall punktuell vertieft werden. Es wird besonderer Wert darauf gelegt, die Nutzer_innen mit Materialien zu versorgen, die sie sonst (Schulbücher, Netz usw.) nicht oder nur mit großer Mühe in diesem Umfang erhalten können. Das ist ein wichtiger Aspekt, der eine gewisse Anziehungskraft und Reiz für das hochaktuelle Thema befördern sollte.

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