Hirschberg, Max Dr. iur.
Sozialdemokratischer Anwalt, Mitglied der SPD und des Reichsbanners. Verhaftung und Schutzhaft 1933. Emigration und Exil ab 1934. Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit 1938.
Der promovierte Jurist Max Hirschberg wurde 1919 Mitglied der USPD, 1920 der MSPD.
Seine Münchner Anwaltskanzlei vertrat in politischen Prozessen Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Er war Verteidiger von Felix Fechenbach und mobilisierte mit seinem Einsatz nach dessen Verurteilung öffentlichen Druck, der zur Freilassung Fechenbachs und zur Aufhebung des Urteils führte. Im sogenannten Dolchstoßprozess verteidigte er Martin Gruber, Redakteur der „Münchener Post“. Dieser hatte die Behauptung in den Süddeutschen Monatsheften, die Dolchstoßlegende sei eine historische Tatsache, als Geschichtsfälschung bezeichnet. Der Prozess fand große Aufmerksamkeit, weil Hirschberg prominente Politiker der Revolution von 1918 als Zeugen auftreten ließ. Sein Einsatz als Strafverteidiger bei Verhaftungen nach Anzeigen aus dem rechten Lager brachte ihm bereits am 10.3.1933, einen Tag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Bayern, „Schutzhaft“ bis zum 23.8.1933 im Gefängnis München, Corneliusstraße ein. Im April 1934 emigrierte er mit seiner Familie nach Italien; dort fand er in Mailand bei einem Rechtsanwalt Arbeit. 1939 wanderte er in die USA aus. Die deutsche Staatsangehörigkeit wurde ihm 1938 aberkannt, der Doktortitel 1939. In New York war er nach 1945 als Rechtsberater tätig mit den Schwerpunkten Wiedergutmachung und Rückerstattung. Aus seinen Erfahrungen in Strafprozessen schrieb er „Das Fehlurteil im Strafprozess. Zur Pathologie der Rechtsprechung“. Das Buch wurde 1960 veröffentlicht.
Verfolgung
Verhaftung am 10.03.1933 1, 2, 4
Schutzhaft 1, 2, 4, 6
Gefängnis der Polizeidirektion München, Ettstraße am 10.03.1933
Gefängnis München-Corneliusstraße vom 10.03.1933 bis 23.08.1933
Emigration und Exil 2, 3, 4
in Italien ab April 1934
Tätigkeit bei einem Rechtsanwalt in Mailandund bei jüdischen Flüchtlingskomitees
Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit 1938 2, 3, 4
Aberkennung des Doktortitels 1939 2, 3, 4
Weitere Emigration 2, 4
in die USA 1939
In New York war Hirschberg als Rechtsberater zu Rückerstattung und Wiedergutmachung tätig.
Weitere Daten
Religion/Konfession
israelitisch
Schadenskategorie
- Schaden an Freiheit
- Schaden im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen
Ehrung
Straßenname in München (Stadtbezirk: Schwanthalerhöhe) (Theresienhöhe) 2002 5
Max-Hirschberg-Weg
Quellenverweis
Gerstenberg, Freiheit
Gerstenberg, Günther: Freiheit! Sozialdemokratischer Selbstschutz im München der zwanziger und frühen dreißiger Jahre Bd. 1-2. Andechs 1997
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
Hirschberg, Jude
Hirschberg, Max: Jude und Demokrat. Erinnerungen eines Münchener Anwalts 1883 bis 1939. Bearbeitet von Reinhard Weber. München 1998
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
Weber, Schicksal
Weber, Reinhard: Das Schicksal der Jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933. München 2006
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
BayHStA, LEA
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Dollinger, Straßennamen
Dollinger, Hans: Die Münchner Straßennamen. 6. Aufl. München 2007
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
StAM, PolDir
Staatsarchiv München, Polizeidirektion
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen