Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Reiter, Josef

Geboren:

* 07.03.1886 in Hauzenberg, BA Wegscheid 2

Gestorben:

+ 01.09.1965 in München

Anschrift:

München, Arnulfstr. 184 (1939) 1

Beruf:

Schlosser 2
Vorhandwerker 2

Reiter, Josef

Mitglied der SPD/ der USPD. Prozess vor dem Sondergericht München 1939/1940. Gefängnisstrafe.

Politischer Werdegang und Funktion in der SPD

SPD vor 1914 2

Verfolgung

Fristlose Entlassung bei der Deutschen Reichsbahn am 24.05.1939 1, 2
aufgrund einer Denunziation am 19.05.1939
Angeblich habe er zu einem Arbeitskollegen gesagt, er solle zur Flak gehen, oder besser dorthin, wo auch der Führer stand, „hinter der Front als Etappenschwein.“ Außerdem habe er anlässlich eines Betriebsunfalls gesagt, er sei gespannt, wann Hitler der Schlag treffe. Die Denunziation wurde weitergeleitet an den DAF-Gau-Obmann, der sie der Gestapo meldete.Aus dem Kündigungsschreiben: "Sie haben sich, wie durch Zeugenaussagen einwandfrei erwiesen ist, uner- hört beleidigende Äußerungen gegen das Staatsoberhaupt und den Führer des deutschen Volkes zuschulden kommen lassen. Durch die damit an den Tag gelegte staatsfeindliche Einstellung und den Tiefstand der Gesinnung haben Sie sich für eine Weiterverwendung im öffentlichen Dienst als ungeeignet erwiesen. Sie werden daher […] mit dem heutigen Tag aus Ihrem Arbeitsverhältnis beim Bahnbetriebswerk München Hbf fristlos entlassen." [2]Nach der Kündigung war Reiter bis Ende September 1939 arbeitslos.
Prozess
Sondergericht München
Anklage vom 10.09.1939: Vergehen gegen das Heimtückegesetz
Urteil vom 02.10.1939: Fortgesetztes Vergehen gegen das Heimtückegesetz
Strafmaß: Gefängnis 5 Monate
Zunächst erhielt er Aufschub des Strafantritts wegen Krankheit bis 02.01.1940. Am 22.02.1940 wurde die Haft wegen Beerdigung seines Sohnes unterbrochen, dann stellte er Antrag auf Aussetzung zur Bewährung, weil seine Frau infolge seiner Haft und vor allem wegen des Todes des Sohnes nach einer Nachtübung der Hitlerjugend in derart desolatem psychischen Zustand sei, dass sie ihr Leben nicht mehr bewältigen könne.Der Antrag wurde am 04.04.1940 genehmigt. Mit Ablauf der Bewährungsfrist am 06.04.1943 wurde die Strafe erlassen.
Strafhaft 1, 2
Gefängnis Landsberg a. Lech vom 02.01.1940 bis 06.05.1940

Weitere Daten

Schadenskategorie
  • Schaden an Freiheit
  • Schaden im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen
Quellenverweis

StAM, Stanw

Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

BayHStA, LEA

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen