Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

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Unterleitner, Hans 4

Geboren:

* 27.01.1890 in Freising 2, 3

Gestorben:

+ 30.08.1971 in New York City

Anschrift:

München, Arminiusstr. 1 (1935) 10

Beruf:

Metallarbeiter 3, 4
Staatsminister 3, 4, 6
Parteisekretär 3, 4

Unterleitner, Hans

Schwiegersohn Kurt Eisners. Vorstandsmitglied des Sozialdemokratischen Vereins München. Mitglied des Reichstages. KZ Dachau 1933-1935. Flucht in die Schweiz 1935, Asyl. Emigration in die USA 1939. Ab 1941 Vorstandsmitglied des „German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism“

Der gelernte Kunstschlosser Hans Unterleitner war während des Ersten Weltkriegs noch als Soldat von der SPD zur USPD übergetreten. Von seinem Schwiegervater Kurt Eisner wurde er zum Staatsminister für Soziale Fürsorge ernannt. Dieses Amt hatte er bis zum 7.4.1919 inne. 1920 trat er wieder der SPD bei. Er war Parteisekretär des SPD-Bezirks Oberbayern, Mitglied des Parteiausschusses Oberbayern-Schwaben und Vorstandsmitglied des SPD-Vereins München, der Dachorganisation der Münchner Sozialdemokraten. Außerdem war er von Juni 1920 bis April 1924 und von Dezember 1924 bis Juni 1933 Mitglied des Reichstages.

Er kämpfte in der Endphase der Weimarer Republik gegen die erstarkenden Nationalsozialisten, u.a. gemeinsam mit Wilhelm Hoegner in zwei Großkundgebungen der Eisernen Front am 15.7.1932 in München „Gegen die Verderber Deutschlands!“ Er gehörte zu den SPD-Mitgliedern, die bei der Aktion am 30.6.1933 verhaftet und in das KZ Dachau deportiert wurden, wo er bis zum 11.9.1935 in „Schutzhaft“ gehalten wurde. Mit seiner Familie floh er im Dezember 1935 in die Schweiz. Dort wurde er wegen unerlaubter Grenzüberschreitung angeklagt, aber wegen der im KZ erlittenen Misshandlungen freigesprochen. Er erhielt politisches Asyl. Durch Vermittlung des ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Leon Blum konnte er in die USA emigrieren. 1941 wurde er Mitglied im Vorstand des “German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism“. Wilhelm Hoegner bot ihm 1945 an, in sein Kabinett einzutreten, was er jedoch ablehnte. Er blieb bis zu seinem Tod in den USA. Über seine Tätigkeiten nach 1945 ist nichts bekannt.

Politischer Werdegang und Funktion in der SPD

SPD von 1914 bis 1918 3, 4
Parteisekretär des SPD-Bezirks Oberbayern 3, 4
Staatsminister für Soziale Fürsorge vom 08.11.1918 bis 07.04.1919 3, 4, 6
im Kabinett Kurt Eisner
SPD ab 1920 1, 3, 4, 7
Mitglied des Parteiausschusses für Oberbayern-Schwaben 3, 7
Vorstandsmitglied des Sozialdemokratischen Vereins München 9
Aktionsausschuss; Beisitzer
Mitglied des Reichstags (MdR) von Juni 1920 bis April 1924 1, 3, 4, 11, 12
Mitglied des Reichstags (MdR) von Dezember 1924 bis 22.06.1933 1, 3, 4, 11, 12

Verfolgung

Schutzhaft 4, 10
Verhaftungsaktion gegen führende SPD-Mitglieder
KZ Dachau vom 30.06.1933 bis 11.09.1935
Häftlingsnummer 2276
Misshandlung im KZ Dachau 5, 10
Waldemar von Knoeringen berichtete Wilhelm Hoegner in einem Brief vom 23.Juli 1934, dass Unterleitner noch immer im KZ Dachau sei. Er mache sich Sorgen um dessen Gesundheitszustand und befürchte, dass dieser die KZ- Qualen nicht mehr lange durchstehen könne.
Meldepflicht ab September 1935 4, 5
Nach der Entlassung aus der Schutzhaft im KZ Dachau oblag er der Meldepflicht. Da diese in seinen Personaldokumenten vermerkt war, hatte er keine Chance, Arbeit zu finden.
Flucht und Asyl 10
Ankunft in der Schweiz am 24.12.1935
Unterleitner und seiner Familie gelang die Flucht in die Schweiz. Dort wurde er vor Gericht wegen unerlaubter Grenzüberschreitung angeklagt. Wegen der Misshandlungen im KZ Dachau sprach ihn das Gericht frei; er erhielt in der Schweiz politisches Asyl.
Emigration 4, 7, 10
in die USA im November 1939
durch Vermittlung des ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Leon Blum. Er lebte in Elisabeth/New Jersey und arbeitete u.a. als Portier. 1941 wurde er Vorstandsmitglied des “ German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism“. Nach 1945 war er als Kabinettsmitglied in der Regierung Hoegner vorgesehen. Er kam jedoch nicht mehr nach Deutschland zurück.

Weitere Daten

Religion/Konfession

röm.-katholisch

Schadenskategorie
  • Schaden an Freiheit
  • Schaden an Körper und Gesundheit
  • Schaden am beruflichen Fortkommen und Eigentum
Quellenverweis

Gerstenberg, Freiheit

Gerstenberg, Günther: Freiheit! Sozialdemokratischer Selbstschutz im München der zwanziger und frühen dreißiger Jahre Bd. 1-2. Andechs 1997

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank

KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

HdBG, Geschichte

Haus der Bayerischen Geschichte: Geschichte des Bayerischen Parlaments seit 1819

#http://www.hdbg.de/parlament/content/index.html#

URL Datum LZ: letzter Zugriff am 09.10.2013
  • Quellenart: Internet-Veröffentlichungen
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

AIfZ, ED

Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, Einzeldokumente (Nachlässe und Sammlungen)

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

Mehringer, Sozialdemokratie

Mehringer, Hartmut: Die Bayerische Sozialdemokratie bis zum Ende des NS-Regimes. Vorgeschichte, Verfolgung und Widerstand. In: Broszat, Martin/Mehringer, Hartmut (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit Bd. 5. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. München/Wien 1983, S. 287 ? 432

  • Quellenart: Sammelwerke
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Mehringer, Knoeringen

Mehringer, Hartmut: Waldemar von Knoeringen - eine politische Biographie. Der Weg vom revolutionären Sozialismus zur sozialen Demokratie. Schriftenreihe der Georg-von-Vollmar-Akademie Bd. 2. München/Wien 1989

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

StAM, Gestapo

Staatsarchiv München, Geheime Staatspolizei

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

BayHStA, LEA

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

Bureau, Reichstags-Handbuch

Bureau des Reichstags (Hrsg.): Reichstags-Handbuch, I. - VIII. Wahlperiode. Berlin 1920-1933

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur