Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Rechte: Bayerischer Landtag

Quelle: Bildarchiv Bayerischer Landtag

Timm, Johannes 4, 11

Geboren:

* 13.04.1866 in Schashagen, Krs. Oldenburg/Holstein 11

Gestorben:

+ 03.12.1945 in München

Anschrift:

München, Alramstr. 17 (1933) 14

Beruf:

Schneider 4, 11
Arbeitersekretär 4, 5, 11
Leiter des Arbeiter- und Gewerkschaftssekretariats in München 4
Staatsminister der Justiz 4
Leiter der Landesabteilung Bayern der Reichszentrale für Heimatdienst 4

Timm, Johannes

SPD-Vorsitzender in Südbayern und Gewerkschaftssekretär in München. 1933 Entzug der Pensionsansprüche aus politischen Gründen.

Der gelernte Schneider trat 1893 in die SPD ein. Er hatte verschiedene leitende Funktionen in Politik, Partei und Gewerkschaft inne. Von 1891 bis 1898 war er hauptberuflich Arbeitersekretär des Deutschen Schneider- und Schneiderinnenverbandes in Berlin. Damals verfasste er die Schrift „Die Konfektions-Industrie und ihre Arbeiter“, in der er aus der Not der Heimarbeiter und der Rechtlosigkeit in Arbeitsverhältnissen das Erfordernis von Arbeitsschutzgesetzen und freien Gewerkschaften begründete:

„Keine Mehrheit ist vorhanden, die auch nur annähernd gewillt ist, das Rüstzeug für eine durchgreifende Sozialreform zu liefern. Hierzu rechnen wir in erster Reihe die Sicherung eines uneingeschränkten Koalitionsrechts der Arbeiter für beide Geschlechter, eine den Bedürfnissen wirklich entsprechende Ausgestaltung der Fabrikinspektion unter Mitwirkung der Arbeiter und Arbeiterinnen, die Überwachung des Arbeiterschutzes durch ein Reichs-Arbeitsamt.“ (S. 72)

1898 übernahm er die Funktion des Arbeiter- und Gewerkschaftssekretärs in München. Hier wurde er Mitglied in der Abgeordnetenkammer von 1905 bis 1918, dann im Provisorischen Nationalrat Bayern 1918/19, danach von 1919 – 1933 im bayerischen Landtag (MdL), wo er Fraktionsvorsitzender der SPD war. Im Kabinett Kurt Eisner bekleidete er 1918/19 das Amt des Justizministers.

In der SPD hatte er u.a. die Funktionen des Vorsitzenden des SPD-Bezirks Süd-Bayern (Gauvorstand) von 1904 bis 1919 inne und war Mitglied der Kontrollkommission des Parteivorstands von 1908 bis 1919.

Von 1920 bis 1931 arbeitete als Geschäftsführer der Reichszentrale für Heimatdienst Bayern.

Timm wurden am 31.03.1933 Pensionsansprüche entzogen einschließlich der Zuwendungen aus der Unterstützungskasse des Vereins der Arbeiterpresse.

Danach musste das nun völlig mittellose Ehepaar Timm 1934 einem von der Arbeitsfront angebotenen Vergleich zustimmen und in das Altenheim "Münchner Bürgerheim" ziehen, wo Timm im Dezember 1945 starb. Zuvor hatte er noch an der Neugründung der Münchner und der bayrischen SPD mitgewirkt.

Eine Wiedergutmachung für die gesperrten Pensionsbezüge wurde für ihn und für seine Witwe abgelehnt.

Politischer Werdegang und Funktion in der SPD

SPD ab 1893 4
Vorsitzender des SPD-Bezirks Süd-Bayern (Gauvorstand) von 1904 bis 1919 4
Mitglied der Kontrollkommission des Parteivorstands in Berlin von 1908 bis 1919 4
Mitglied der Kammer der Abgeordneten von 1905 bis 1918 4
Mitglied im Provisorischen Nationalrat Bayern für die Sozialdemokratische Fraktion von 1918 bis 1919 4
Staatsminister der Justiz vom 08.11.1918 bis 21.02.1919 4
in der Regierung Kurt Eisner
Mitglied des Landtags (MdL) von 1919 bis 1933 4
Fraktionsvorsitzender der SPD im Bayerischen Landtag von 1924 bis 1928 4
Vorsitzender des Landesausschusses in Bayern 1927 11

Werdegang in der SPD nach 1945

SPD
1945 an der Wiedergründung der SPD in München und Bayern beteiligt 4

Verfolgung

Entzug der Pensionsansprüche ab 31.03.1933 12
Entzug der Zuwendungen 12
aus der Unterstützungskasse des Vereins der Arbeiterpresse
Nach dem Entzug der Pensionsansprüche und der Zuwendungen aus der Unterstützungskasse musste das nun völlig mittellose Ehepaar Timm 1934 einem von der Arbeitsfront angebotenen Vergleich zustimmen und in das Altenheim "Münchner Bürgerheim" in München, Dall'Armistraße 46, ziehen. Dort starb Timm im Dezember 1945.

Weitere Daten

Religion/Konfession

evangelisch

Schadenskategorie
  • Schaden an Eigentum und Vermögen
Ehrung

Straßenname in München (Stadtbezirk: Sendling) (Theresienhöhe) 2002 2
Johannes-Timm-Straße

Quellenverweis

Dollinger, Straßennamen

Dollinger, Hans: Die Münchner Straßennamen. 6. Aufl. München 2007

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

HdBG, Geschichte

Haus der Bayerischen Geschichte: Geschichte des Bayerischen Parlaments seit 1819

#http://www.hdbg.de/parlament/content/index.html#

URL Datum LZ: letzter Zugriff am 09.10.2013
  • Quellenart: Internet-Veröffentlichungen
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Schröder, Parlamentarier

Schröder, Wilhelm Heinz: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867 - 1933. Biographien - Chronik - Wahldokumentation. Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Bd. 7. Düsseldorf 1995

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

BayHStA, LEA

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

Münchner Stadtadreßbuch

Münchner Stadtadreßbuch. Adreßbuch der Landeshauptstadt München Bd. 83 ff. München 1933 ff.

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
Anmerkungen: in Monacensia, Theresienstr. 23

Timm, Konfektions-Industrie

Timm, Johannes: Die Konfektions-Industrie und ihre Arbeiter. Darlegung und Kritik der Erhebungen der Reichskommission für Arbeiterstatistik und der Gesetzgebung. Flensburg 1897

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur