Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Aidelsburger, Josef 4

Geboren:

* 04.04.1897 in Tandern, BA Aichach 1, 4

Gestorben:

+ 12.08.1945 in München als Folge von Misshandlungen

Anschrift:

München, Ursberger Str. 4 (1935) 6

Beruf:

Schuhmacher 1, 4
Arbeitslosigkeit von 1929 bis 1933
Hilfsarbeiter ab 1933 bei Bauarbeiten, dann bei der Reichsautobahn 1

Aidelsburger, Josef

Mitglied der Eisernen Front und der Widerstandsgruppe „Rote Rebellen“. Gefängnis, KZ Dachau, Misshandlungen mit Todesfolge.

Seit 1922 lebte Josef Aidelsburger in München, wo er zunächst als Schuhmacher, ab 1924 in einer Ziegelei arbeitete. Von 1929 bis 1933 hatte Aidelsburger keine Stelle, danach übte er eine Tätigkeit als Hilfsarbeiter aus, u.a. bei der Reichsautobahn. Er war gewerkschaftlich beim Fabrikarbeiterverband organisiert und Mitglied in Arbeitersportvereinen sowie in der „Eisernen Front“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wirkte er bei den „Roten Rebellen“ mit, einer Widerstandsgruppe um seinen ehemaligen Zugführer aus der „Eisernen Front“, Franz Faltner, der sich frühere Mitglieder des Reichsbanners im Münchner Osten und des Arbeiter- Turn- und Sportvereins Aubing anschlossen. Aidelsburger verfasste u.a. einen Bericht über die Arbeitsbedingungen beim Bau der Reichsautobahn für das Grenzsekretariat der Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) in Eger. Seine wichtigste Aufgabe bestand darin, schriftliches Material (u.a. Flugblätter, Zeitungen) der Sopade über die Grenze zu schmuggeln; er war an allen Verteilaktionen der Gruppe in München beteiligt, so auch vor der Volksabstimmung im August 1934. Ende April 1935 wurde er von der Gestapo verhaftet. Wegen „eines Verbrechens der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ verurteilte ihn das Oberlandesgericht München im Juli 1936 zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis unter Anrechnung von 14 Monaten Haft. Nach der Strafverbüßung wurde er im August 1937 in das KZ Dachau verbracht, wo er bis August 1939 in „Schutzhaft“ war. Er starb an den Folgen der im KZ erlittenen Misshandlungen.

Verfolgung

Verhaftung am 28.04.1935 1
Gefängnis München-Stadelheim vom 28.04.1935 bis 16.08.1935
Deutschhaus Kaserne Nürnberg (Nürnberger Polizeipräsidium)
Fristlose Entlassung infolge der Verhaftung am 29.04.1935 1
Untersuchungshaft 2, 4
Gefängnis München-Stadelheim vom 16.08.1935 bis 09.07.1936
Amtsgerichtsgefängnis Erlangen
Prozess
Oberlandesgericht München
Anklage vom 25.03.1936: Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens, hier: "wobei die Tat auf Beeinflussung der Massen durch Verbreitung von Schriften gerichtet war."
Aidelsburger habe von Sommer 1934 bis Frühjahr 1935 vier bis fünf Mal Exemplare der "Sozialistischen Aktion" von Faltner zur Weitergabe erhalten. Von ihm habe er auch die Druckschriften für Oskar Zelger erhalten und an diesen weitergegeben, von diesem wiederum einen Bericht über die Druckschriften an Faltner übermittelt. Vor der Volksabstimmung am 19.08.1934 habe er von Faltner etwa 60 Klebezettel zum Verteilen erhalten sowie eine Anzahl von Flugblättern "Zwiegespräch mit sächsischen Bauern". Im September 1934 habe er im Auftrag von Faltner einen Bericht über die Verhältnisse bei der Reichsautobahn "zur Weiterleitung in die Tschechei" angefertigt.
Urteil vom 09.07.1936: Verbrechen der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
Strafmaß: Gefängnis 2 Jahre, 3 Monate
unter Anrechnung von 14 Monaten Untersuchungshaft
Strafhaft 2, 4
Gefängnis München-Stadelheim vom 10.07.1936 bis 09.08.1937
Schutzhaft 1
Unabhängig von der Strafverbüßung, mit der das Gerichtsverfahren endete, wurde Aidelsburger in Schutzhaft genommen.
Gefängnis des Polizeipräsidiums München, Ettstraße vom 09.08.1937 bis 21.08.1937
KZ Dachau vom 21.08.1937 bis 20.04.1939
Häftlingsnummer 12609
Misshandlung 1
während der Haft im KZ Dachau

Weitere Daten

Religion/Konfession

altkatholisch

Schadenskategorie
  • Schaden an Freiheit
  • Schaden im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen
  • Schaden an Körper und Gesundheit
Quellenverweis

BayHStA, LEA

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

Mehringer, Widerstand

Mehringer, Hartmut: Widerstand und Emigration. Das NS-Regime und seine Gegner. München 1997

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

Zarusky/Mehringer, Widerstand

Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als "Hochverrat" 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Mikrofiche-Edition und Erschließungsband. München 1994, 1998

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

BArch, NJ

Bundesarchiv Berlin, Nationalsozialistische Justiz

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

Münchner Stadtadreßbuch

Münchner Stadtadreßbuch. Adreßbuch der Landeshauptstadt München Bd. 83 ff. München 1933 ff.

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
Anmerkungen: in Monacensia, Theresienstr. 23