Fried, Johann
Sozialdemokratischer Widerstandskämpfer, Verteiler von Sopade-Schriften. Verhaftung 1934, Untersuchungshaft, Zuchthaus, KZ Dachau bis Oktober 1938. 1943 – 1945 Strafbataillon 999. Nach 1945 SPD-Stadtrat in München.
Der Schreiner Johann Fried war SPD-Mitglied seit 1929. Zusammen mit Josef Schober und Josef Linsenmeier bildete er im Münchner Westen eine Widerstandsgruppe, um illegale Druckschriften der Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) zu verteilen, die sie seit Herbst 1933 von einer Regensburger Widerstandsgruppe erhielt. Die Gruppe gab diese an ehemalige SPD-Mitglieder in ihrem Umkreis weiter und kassierte dafür auch geringe Beträge, die sie nach Regensburg weiterleitete. Anfang Mai 1934 fuhren Fried und Linsenmeier in die Tschechoslowakei, wo sie mit Waldemar von Knoeringen vereinbarten, dass der Schriftenvertrieb über Fried direkt laufen solle. Dazu kam es nicht mehr, da nach der Regensburger auch die Münchner Gruppe verraten und verhaftet worden war. Am 30.5.1934 wurde Fried durch die BPP (Bayerische Politische Polizei) in Polizeihaft genommen, war ab dem 11.6.1934 im Gefängnis München, Am Neudeck und dort vom 18.07.1934 bis 18.10.1934 in Untersuchungshaft.. Fried war gemeinsam mit Linsenmeier und Schober vor dem Oberlandesgericht München angeklagt wegen des Verdachts auf Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zur gewaltsamen Änderung der Verfassung, Verbreitung von Druckschriften und deren Einführung aus dem Ausland, durch die der Tatbestand des Hochverrats begründet wird: Fortgesetztes, in Mittäterschaft begangenes Verbrechen nach dem Gesetz zur Gewährleistung des Rechtsfriedens. Das Urteil vom 18.10.1934 lautete: Zwei Jahre Zuchthaus abzüglich drei Monate Untersuchungshaft, fünf Jahre Ehrverlust. Fried verbüßte die Strafe in Straubing und Amberg vom 18.10.1934 bis zum 18.7.1936. Nach der Entlassung aus dem Zuchthaus wurde er im KZ Dachau bis 5.10.1938 in „Schutzhaft“ genommen. Im Sommer 1942 wurde er erneut in eine zweiwöchige „Schutzhaft“ verbracht und absolvierte seinen Kriegsdienst vom 2.2.1943 bis zum 8.5.1945 in der Bewährungseinheit 999, einem Strafbataillon für Soldaten, denen die „Wehrwürdigkeit“ aberkannt worden war, u.a. wegen politischer Straftaten. Fried war von 1956 bis 1972 Stadtrat in München.
Politischer Werdegang und Funktion in der SPD
Werdegang in der SPD nach 1945
SPD
Stadtrat von 1956 bis 1972 3
Verfolgung
Hausdurchsuchung und Verhaftung am 30.05.1934 durch die BPP 1
Beschlagnahme von Druckschriften
Polizeiarrest/-haft 1, 8
Gefängnis der Polizeidirektion München, Ettstraße vom 30.05.1934 bis 11.06.1934 8
Gefängnis München-Am Neudeck vom 11.06.1934 bis 17.07.1934 8
Untersuchungshaft 1, 8
Gefängnis München-Am Neudeck vom 18.07.1934 bis 18.10.1934 8
Prozess
Oberlandesgericht München
Anklage: Verdacht auf Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zur gewaltsamen Änderung der Verfassung, hier: Verbreitung von Druckschriften und deren Einführung aus dem Ausland
Anklage und Prozess betrafen Fried , Linsenmeier und Schober.Verdacht auf gewaltsame Änderung der Verfassung; Verbreitung von Druckschriften nach deren Einführung aus dem Ausland, durch die der Tatbestand des Hochverrats begründet wird: Fortgesetztes in Mittäterschaft begangenes Verbrechen nach dem Gesetz zur Gewährleistung des Rechtsfriedens
Urteil vom 18.10.1934: Vorbereitung zum Hochverrat und fortgesetzte, in Mittäterschaft begangene Verbrechen
Urteilsbegründung: Die Verhandlung war nichtöffentlich "wg. Gefährdung der öffentl. Ordnung, insbesondere der Staatssicherung." [1]
Strafmaß: Zuchthaus 2 Jahre
unter Anrechnung von 3 Monaten Untersuchungshaft
Ehrverlust 5 Jahre
Strafhaft 1, 2
Zuchthaus Straubing vom 18.10.1934 bis 05.10.1935 8
Zuchthaus Amberg vom 05.10.1935 bis 18.07.1936 8
Erneute Schutzhaft 5, 6
KZ Dachau vom 19.08.1936 bis 05.10.1938 8
Häftlingsnummer 10678
Unabhängig von der Haftentlassung, mit der das Strafverfahren endete, wurde Fried in Schutzhaft genommen.
Erneute Schutzhaft 8
Gefängnis der Gestapo im Wittelsbacher Palais, München vom 30.06.1942 bis 11.07.1942 8
Bewährungseinheit 999 vom 02.02.1943 bis 08.05.1945 8
Weitere Daten
Schadenskategorie
- Schaden an Freiheit
Ehrung
Straßenname in München (Stadtbezirk: Ramersdorf - Perlach) (Neuperlach-Zentrum) 1979 3
Hans-Fried-Weg
Quellenverweis
StAM, GenStanw
Staatsarchiv München, Generalstaatsanwaltschaft
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Dollinger, Straßennamen
Dollinger, Hans: Die Münchner Straßennamen. 6. Aufl. München 2007
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
Gerstenberg, Freiheit
Gerstenberg, Günther: Freiheit! Sozialdemokratischer Selbstschutz im München der zwanziger und frühen dreißiger Jahre Bd. 1-2. Andechs 1997
- Quellenart: Bücher und Broschüren
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
StAM, Gestapo
Staatsarchiv München, Geheime Staatspolizei
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Akademie Frankenwarte Würzburg, Zeitzeugenberichte
Akademie Frankenwarte Würzburg, Zeitzeugenberichte von Margot (Mary) Fried und Charlotte Branz. Unveröffentlichtes Manuskript vom 12.11.1980
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen
Mehringer, Sozialdemokratie
Mehringer, Hartmut: Die Bayerische Sozialdemokratie bis zum Ende des NS-Regimes. Vorgeschichte, Verfolgung und Widerstand. In: Broszat, Martin/Mehringer, Hartmut (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit Bd. 5. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. München/Wien 1983, S. 287 ? 432
- Quellenart: Sammelwerke
- Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur
BLFA LEA
Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt
- Quellenart: Archivalien
- Status: Unveröffentlichte Quellen