Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Zelger, Oskar 2

Geboren:

* 02.09.1915 in München 2, 3

Gestorben:

+ 16.01.1958 in München

Anschrift:

München, Abenthumstr. 12 3

Beruf:

Textilkaufmann 2, 3

Zelger, Oskar

Mitglied der SAJ. Beteiligt an Widerstandsaktionen der „Roten Rebellen“ (Faltner). Verhaftung 1935, Untersuchungshaft und Prozess 1936, Gefängnis. Strafbataillon 999 und Organisation Todt 1943-1945.

Oskar Zelger war Textilkaufmann und trat 1932 in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) ein, über die er in Kontakt mit der Widerstandsgruppe um Johann Fried, Josef Linsenmeier und Josef Schober stand. Er war der SAJ-Verbindungsmann zu den „Roten Rebellen“, einer Widerstandsgruppe um Franz Faltner, der ehemalige Mitglieder des Reichsbanners im Münchner Osten und des Arbeiter- Turn- und Sportvereins Aubing angehörten. Er wurde am 28.4.1935 verhaftet, nachdem die „Roten Rebellen“ entdeckt worden waren. Die am 25.3.1936 erhobene Anklage lautete auf Verdacht der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens, "wobei die Tat auf Beeinflussung der Massen durch Verbreitung von Schriften gerichtet war" (BArch, NJ 9445). Er habe mehrere Exemplare der "Sozialistischen Aktion", der "Zeitschrift für Sozialismus", der Broschüre "Der Weg zum Sozialistischen Deutschland" und der Tarnschrift "Pflegen Sie Ihr Haar" erhalten und bei sich zu Hause aufbewahrt. Er habe Berichte über die Lage der Jugend verfasst, von denen er angenommen habe, dass die Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) sie verwenden könne. Im Juli 1936 wurde er zu zwei Jahren Gefängnis abzüglich 14 Monaten Untersuchungshaft verurteilt. Eine Spätfolge seines Widerstandes war seine Einberufung von Februar bis November 1943 zur Bewährungseinheit 999, einem Strafbataillon für Soldaten, denen die „Wehrwürdigkeit“ u.a. wegen politischer Straftaten aberkannt worden war; anschließend war er bis März 1945 bei der Organisation Todt dienstverpflichtet.

Nach Kriegsende war er im Staatskommissariat für politisch Verfolgte tätig.

Verfolgung

Verhaftung am 28.04.1935 3
Schutzhaft
Gefängnis München-Stadelheim vom 28.04.1935 bis 15.08.1935
Untersuchungshaft 3
Gefängnis München-Stadelheim vom 16.08.1935 bis 09.07.1936
Prozess
Oberlandesgericht München
Anklage vom 25.03.1936: Verdacht auf Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens, hier: "wobei die Tat auf Beeinflussung der Massen durch Verbreitung von Schriften gerichtet war."
Er habe mehrere Exemplare der "Sozialistischen Aktion", der "Zeitschrift für Sozialismus" und der Broschüre "Der Weg zum Sozialistischen Deutschland" sowie der Tarnschrift "Pflegen Sie Ihr Haar" zunächst von zwei Unbekannten, dann von Franz Faltner erhalten und bei sich zu Hause aufbewahrt. Er habe Berichte über die Lage der Jugend verfasst, von denen er angenommen habe, dass sie bei der Sopade Verwendung finden würden.
Urteil vom 09.07.1936: Verbrechen der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
Strafmaß: Gefängnis 2 Jahre
unter Anrechnung von 14 Monaten Untersuchungshaft
Strafhaft 3, 6
Gefängnis München-Stadelheim vom 09.07.1936 bis 01.09.1936
Gefängnis Niederschönenfeld vom 01.09.1936 bis 09.05.1937
Bewährungseinheit 999 vom 03.02.1943 bis 13.11.1943 2
Dienstverpflichtung bei der Organisation Todt (OT) vom 24.11.1943 bis 15.03.1945 2
Er war zur Arbeit in der Organisation Todt dienstverpflichtet und beim Bau von Bunkern am Westwall eingesetzt. In der Eifel wurde er bei einem Luftangriff verwundet.

Weitere Daten

Schadenskategorie
  • Schaden an Freiheit
Quellenverweis

BLFA LEA

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

BLFA LEA, EG

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, Entschädigungsgesetz

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

BArch, NJ

Bundesarchiv Berlin, Nationalsozialistische Justiz

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen

Bretschneider, Widerstand

Bretschneider, Heike: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München 1933-1945. Miscellanea Bavarica Monacensia Bd. 4. München 1968

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur

StAA, JVA

Staatsarchiv Augsburg, JVA, Krankenbuch der Justizvollzugsanstalt Niederschönenfeld

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen