Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Prölß, Johann (Hans) 1, 2, 3

Geboren:

* 09.06.1881 in Hannersgrün BA Neustadt Opf.

Gestorben:

+ 03.09.1956 in Nürnberg

Anschrift:

Nürnberg, Heroldsberger Weg 47 5, 8

Beruf:

Packer von 1922 bis 1933 bei der Fränkischen Tagespost Nürnberg 1, 2

Prölß, Johann (Hans)

Hans Prölß kam, aus einer Oberpfälzer Bauernfamilie stammend, in jungen Jahren nach Nürnberg und fand 1907 den Weg zur SPD. 1919 zog er mit seiner Familie in die "Rote Siedlung Loher Moos", die gerade durch den Arbeiter- und Soldatenrat unter Ernst Schneppenhorst gebaut wurde. Er war Einkassierer und Gruppenführer im Reichsbanner. Ein besonderes Anliegen war ihm, dass die Arbeiterschaft sich weiterbildet, insbesondere in Kurzschrift. Dies organisierte er im großen Umfang. Im März 1933 kandidierte er für den Stadtrat.

Er war einer der Initiatoren für eine illegale Weiterarbeit der SPD und als die Verteilerorganisation für den "Neuen Vorwärts" aufgebaut wurde, war er am Zustandekommen der vielen kleinen Gruppen, die untereinander sich nicht kennen sollten, maßgeblich beteiligt. Als er im April 1934 verhaftet wurde (mit seinem Sohn Karl, der auch im KZ Dachau war), galt er als einer der Hauptverdächtigen. Wegen Hochverrat erhielt er 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, die er in Ebrach und Amberg verbrachte. Danach wurde er mit Befehl vom 10.41.1938 in Schutzhaft genommen, da er ein Staatsfeind sei und mit seiner radikalen Einstellung damit gerechnet werden muss, dass er sich im Falle der Freilassung weiterhin staatsfeindlich betätigen wird und somit eine erhebliche unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bildet" Bis 22. Dezember 1943 war er in den KZ Dachau und Flossenbürg.

Nach dem 20.Juli 1944 war er nochmals bis 26.9.1944 in Dachau. Wie sich "einfache" Genossen und hohe Mandatsträger im KZ ergänzten und halfen, zeigt ein Brief von Kurt Schumacher an Hans Prölß vom Oktober 1945.

Im Sommer 1945 gründete er lange vor der offiziellen Zulassung seinen SPD-Ortsverein Loher Moos, dessen Vorsitzender er bis 1947 war. Er gehörte dem 1. Nürnberger Stadtrat nach der Nazizeit von 1946 - 1948 an.

Politischer Werdegang und Funktion in der SPD

SPD von 1907 bis 1933 3, 4, 5
Kassierer
Stadtrat April 1933 - Juni 1933

Werdegang in der SPD nach 1945

SPD
Nach 1945 war Johann Prölß in Nbg.-Loher Moos einer der ersten, der die SPD in Nürnberg wieder mit aufbauen half. 7
Vorsitzender des Ortsvereins Loher Moos bis 1947
Stadtrat von 1946 bis 1948

Verfolgung

Entlassung bei Fränkischer Tagespost
Verhaftung
Schutzhaft 3 S. 108
KZ Dachau 20.04.1934 - 26.02.1934
Prozess 3, 4, 5, 8
Oberlandesgericht München (Hochverratsprozess Berthold Georg und Gen. ("Vorwärts") Teil: Zweite Anklageschrift)
Anklage vom 23.01.1935: Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
oder 15. Januar [7]
Urteil vom 28.01.1935: Verbrechen nach §1 Abs, 1 Nr4 des Gesetzes zur Gewährleistung des Rechtsfriedens vom 13. Oktober 1933 in Tateinheit mit einem Verbrechen der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
Strafmaß: Zuchthaus 3 Jahre und Ehrverlust 5 Jahre
Strafhaft 7
Zuchthaus Ebrach 7
Zuchthaus Amberg 7
Entzug der Rente 7
Prölß war vom 1. Weltkrieg Kriegsbeschädigt. Die K.B. Rente wurde seiner Frau ein Jahr nach seiner Verhaftung gesperrt.
Schutzhaft nach Entlassung aus Zuchthaus Amberg vom 10.04.1938 1, 8
aufgrund eines Schutzhaftbefehles der Geheimen Staatspolizei Nürnberg-Fürth vom 12.01.1938
… "er ein Staatsfeind sei und mit seiner radikalen Einstellung damit gerechnet werden muss, dass er sich im Fall der Freilassung weiterhin staatsfeindlich betätigen wird - und somit eine erhebliche unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bildet".
KZ Dachau ab 10.04.1938 2
KZ Flossenbürg Auslagerung 27.09.1939 - 02.03.1940 7
(mit z.B. Josef Feldmeier, Friedrich Lodes, Dr. Kurt Schumacher)
KZ Dachau 02.03.1940 - 22.12.1943 7, 9
Verhaftung nach Attentat auf Hitler am 22.07.1944 7
Schutzhaft 7
KZ Dachau 20.07.1944 - 26.09.1944 7, 9

Weitere Daten

Religion/Konfession

konfessionslos 8

Schadenskategorie
  • Versorgungsschaden
  • Schaden im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen
  • Schaden an Freiheit
Quellenverweis

BArch, NJ

Bundesarchiv Berlin, Nationalsozialistische Justiz

  • Quellenart: Archivalien
  • Status: Unveröffentlichte Quellen