Portal zur Geschichte der Sozialdemokratie

Stöhr, Heinrich (Deckname "Heiner") 1, 2, 4, 6

Geboren:

* 12.09.1904 in Weißenburg

Gestorben:

+ 09.12.1958 in Weißenburg

Anschrift:

Weiherhof 4, 7

Beruf:

Posamentier 2, 4

Stöhr, Heinrich (Deckname "Heiner")

Der Vater war Mälzer, die Mutter Arbeiterin in den Leoni-Werken in Weißenburg, Heinrich Stöhr war eines ihrer vier Kinder. Nach Ende des ersten Krieges schloss er sich der SAJ an, drei Jahre später, 1921, war er in der Gewerkschaft aktiv, im darauffolgenden Jahr trat er der SPD bei. 1928 - inzwischen in Nürnberg - leitete er die SAJ-Gruppe Maxfeld, Schwerpunkt Sozialistische Erziehungsbewegung, bis 1933.

Durch Konrad Grünbaum für die aktive Mitarbeit gewonnen, war er mehrmals als Kurier in der Tschechei, um den "Neuen Vorwärts" zu schmuggeln und dann in Nürnberg und Fürth ihm bekannte Genossen als Verteiler zu gewinnen. - Verhaftung im April 1934; Prozess in München vor dem Oberlandesgericht im Januar 1935. Vor Gericht brachte ihm sein offensives Bekenntnis zum Sozialismus eine Verurteilung zu fünfeinhalb Jahre Zuchthaus. Bis Oktober Zuchthaus Ebrach, danach verlegt nach Amberg, um 1939 ins KZ Dachau verbracht zu werden, wo er bis zur Befreiung im April 1945 verblieb. Dort wurde " Heini", wie ihn die Mitgefangenen nannten, obwohl er nicht mehr als medizinische Grundkenntnisse besaß, als Pfleger bestimmt. Über diese seine Tätigkeit, welche er unter widrigsten Bedingungen unermüdlich leistete, gibt es eine Fülle bewegter, dankbarer Äußerungen nicht erst seitens jener, die Dachau überlebt haben: Vor Ort bereits galt er, der es, teilweise unter hohem persönlichen Risiko, vermochte, einige Leben zu retten, allen als "der Engel von Dachau". Er fälschte immer wieder Krankenakten, um Schwerkranke vor der Ermordung zu retten.

Nach dem Krieg zog der ehemalige Wahlnürnberger wieder nach Weißenburg, wo er - berufsmäßig AOK-Verwaltungsleiter - sogleich wieder für die Wiedergründung der SPD arbeitete. 1946 wird er Mitglied der verfassungsgebenden Landes- Versammlung, danach Landtagsabgeordneter, der er bis zu seinem plötzlichen Tod (Herzinfarkt am Bahnsteig auf dem Weg zum Münchner Maximilianeum) blieb. 1958 wurde er unter Waldemar von Knoeringen zum stellvertretenden Landesvorsitzenden von Bayern und unter Wilhelm Högner zum stellv. Vorsitzenden der Landtagsfraktion gewählt.

Heute ist nach ihm in Weißenburg eine Straße und gemeinsam mit seiner Frau Else, die die gesamte Nazizeit treu zu ihm hielt, ein Altenheim der Arbeiterwohlfahrt benannt.

Politischer Werdegang und Funktion in der SPD

SPD Mitglied von 1922 bis 1933 4

Werdegang in der SPD nach 1945

SPD
Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung 1946
Vorsitzender Kreis Weißenburg
Heinrich Stöhr ist einer der zwölf Bayern in der von Kurt Schumacher 1945 geleiteten 1. Reichskonferenz der SPD in Wenningsen bei Hannover.
Mitglied des Landtags (MdL) vom 1946 bis 1958
Stellvertretender Fraktionsvorsitzender
Mitglied des Bzirksvorstandes Franken
Stellvertretender Landesvorsitzender unter Waldemar von Knöringen

Verfolgung

Verhaftung am 26.04.1934
Untersuchungshaft 2
JVA Nürnberg/Untersuchungshaftanstalt ab 26.04.1934 1, 2
Prozess 1, 2, 3, 4, 7
Oberlandesgericht München (Hochverratsprozess Berthold Georg und Gen. ("Vorwärts") Teil: Erste Anklageschrift)
Vor dem Gericht erklärte er zu seiner Person: "Ich war Sozialist, ich bin Sozialist und ich werde es bleiben."
Anklage vom 15.01.1935: Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
Urteil vom 28.01.1935: Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
Strafmaß: Zuchthaus 5 Jahre, 6 Monate
abzüglich 6 Monate Untersuchungshaft
Ehrverlust 5 Jahre
Strafhaft
Gefängnis Ebrach (Einzelhaft)
Gefängnis Amberg (Einzelhaft)
Schutzhaft
KZ Dachau Zugang am 24.05.1940 befreit 29.04.1945 6
Gef.-Nr. 10561Am 7. April überstellt an Außenlager LochauAm 29. April 1945 im KZ Dachau befreit

Weitere Daten

Religion/Konfession

evang.-luth.
konfessionslos 6

Schadenskategorie
  • Schaden an Freiheit
Ehrung

Straße in Weißenburg
Heinrich-Stöhr-Str.
Altenwohnheim der Arbeiterwohlfahrt nach ihm und seiner Frau Else benannt in Weißenburg
Else und Heiner Stöhr Seniorenzentrum, Weißenburg Schönau 2

Quellenverweis

Weißbuch

Weißbuch der deutschen Opposition. Gegen die Hitlerdiktatur. o.O. o.J.

  • Quellenart: Bücher und Broschüren
  • Status: Veröffentlichte Quellen und Literatur